Geschichte & Wappen

Geschichte

Über die Urgeschichte erzählt uns nur die Sage:

An der Stelle des Marktes war vor uralten Zeiten ein Weiher (Ableitung des Namens Weyer!). Eine Felsbarriere staute das Wasser des Tales. Biber unterwühlten und zernagten den natürlichen Damm, bis das Wasser des Weihers abfließen konnte. (Biber im Wappen!) Wie in den meisten Sagen wird auch in dieser ein Körnchen Wahrheit zu finden sein. Der Hochterassenschotter in der Ortschaft Pichl (vor dem Saurüssel) und der Niederterassenschotter im Marktgebiet geben uns Kunde von einem eiszeitlichen See, der einst den ganzen Weyrer-Boden bedeckte. Eine römische Münze – gefunden bei Anger – ist der einzige Hinweis auf die Römer- und Völkerwanderungszeit. Erst nach der Jahrtausendwende mag hier die Besiedlung erfolgt sein. Die Bewohner des Gaflenztales waren Untertanen des Klosters Garsten. Schon 1140 wird in Gaflenz eine Pfarrkirche geweiht. Zum Pfarrgebiet gehörte das ganze Gebiet zwischen dem Ramingbach im Norden und dem Frenzgraben im Süden, also auch die Gegend von Weyer. 

Im Jahre 1259 wird „in piscina“ (zu Weyer) eine Johanneskirche als Filialkirche von Gaflenz geweiht. Dies ist auch die erste urkundliche Nennung von Weyer, wenngleich lateinischer Sprache. Der Bau einer Kirche bedeutet, dass schon eine ansehnliche Siedlung bestanden haben musste. 1360 nennt sich ein „During der Perausch“ Bürger von Weyer. Und in einer Urkunde aus 1373 werden Richter, Rat und Bürger von Weyer als Zeugen genannt. Eine Urkunde über die Markterhebung existiert nicht, wohl aber eine Neubestätigung des Wochenmarktes durch Herzog Albrecht III. im Jahre 1390. Als erster namentlich bekannter Marktrichter scheint 1375 „Petrein der Ekker“ auf. Bald entwickelt sich der Markt durch den Eisenhandel und das Hammerwesen zu einer blühenden Siedlung. Der Aufschwung des Marktes erregte bald den Neid der Eisenstadt Steyr, die bereits fürchtete, ihre Vorherrschaft zu verlieren. 1384 erreichen die Steyrer Bürger von Herzog Albrecht, dass die Weyerer ihr Eisen zuerst nach Steyr bringen mussten und das von den Steyrern nicht Abgenommene frei verkaufen durften. Trotz der Einengung durch die Konkurrenz von Steyr hielt der wirtschaftliche Aufstieg an. Weyer wurde zum „goldenen Märktl“. – So nannte man den Markt im 15. und 16. Jahrhundert. 1440 bis 1443 erfolgte eine Erweiterung der Johanneskirche. Auch eine Marktkapelle (Margaretenk.) bestand bereits; 1513 wurde an Stelle der kleinen Kapelle ein größerer Neubau vollendet. Weyer blieb aber auch von kriegerischen Ereignissen nicht verschont. Zum Schutz gegen die Ungarn wurde beim „Kasten“ an der Enns – der damals schon Taverne und wichtige Umladestelle war – 1489 eine Schanze errichtet. 

Schreckliches widerfuhr dem Markt zur Zeit der Türkenkriege:

Am 9. September 1532 plünderte eine türkische Streifschar, die von den Waidhofner Bürgern vertrieben worden war, den Markt und ließ ihn in Flammen aufgehen. Viele Bewohner wurden ermordet. In der Johanneskirche wurde die Einrichtung zerstört. – Weyer ist neben Losensteinleiten der am weitesten westlich gelegene Ort, den die Türken erreichten. – Die Weyrer bauten ihren Markt wieder auf, viele Häuser wurden nun festungsartig angelegt, und insbesondere um die Erneuerung seiner Privilegien war der Markt bemüht. 1564 erlangten die Weyrer von Kaiser Ferdinand I. das Recht zum Führen eines Wappens. Durch das aufblühende Eisenwesen im 16. Jahrhundert war Weyer wieder zu Reichtum gelangt, und bei vielen Bürgern und Handwerkern stimmte die gebräuchliche Redewendung, dass ihre „ Putschendl“ (kleine Silbermünze) alle rot (d. i. zu Dukaten) geworden sind. Vom Luxus der damaligen Zeit berichtet auch ein Ratsprotokoll der Stadt Steyr vom 6. Sept. 1583: Sabine Regina Egerer, die jüngste Tochter des Hammermeisters Lorenz Egerer in Weyer ließ sich für ihre bevorstehende Hochzeit gleich drei Atlaskleider anfertigen und wollte eine schwere Goldkette tragen. Zwei Bürger wurden beauftragt, ihr diesen Aufwand bei Androhung von Strafe zu verbieten; weder Kette noch Armbänder wurden gestattet, nur ein veigelbraunes Atlaskleid fand Gnade vor den Ratsherrn. Im Laufe des 16. Jh. war Weyer protestantisch geworden. Der Vikar von Weyer P. Peter Prenner predigte die neue Lehre und las 40 Jahre in Weyer keine Messe. Er war dreimal verheiratet, und es wird auch berichtet, daß sein Lebenswandel nicht einwandfrei war. So wurde er an einem Waidhofner Jahrmarkt am Sonntag nach Jakobi 1561 samt seinem Gesellpriester wegen Trunkenheit, Raufhändel und Drohung gegen den Stadtrichter eingesperrt. Weyrer Ratsbürger erreichten eine Woche später die Freilassung. P. Prenner war aber bei den Weyrern sehr beliebt, denn als er im Zuge der Rekatholisierung 1588 abberufen wurde, erschien in Garsten ein großer Haufen aus Weyer und Gaflenz und verlangte seine Wiedereinsetzung. P. Prenner blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1596 Pfarrer von Gaflenz und Weyer. Die kirchenrechtliche Stellung war in dieser Zeit sehr merkwürdig; häufig wird Weyer neben Gaflenz Pfarre, aber mit demselben Geistlichen, genannt. 1637 beginnt P. Ägidius Herbst mit der Matrikenführung. Die endgültige Unabhängigkeit von Gaflenz erlangte Weyer jedoch erst 1643. Im Bauernkrieg von 1595/96 und auch im großen oberösterr. Bauernkrieg von 1626 war Weyer kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. Erst in den letzten Kriegswirren an der Jahreswende 1626/27 kam es durch das bayr. Kriegsvolk unter General Pappenheimer bei der Einquatierung 340 Mann zur Plünderung des Marktes. Als im Verlauf der Gegenreformation auch in Weyer hart gegen die Protestanten durchgegriffen wurde, wanderten viele Bürger nach Deutschland aus, so auch die reichen Hammerherrn Egerer, Händl, Fridinger, Andrä und Ochs. Im Häuserverzeichnis 1633 sind eine Reihe leerstehender Häuser angeführt. Dass aber noch lange nicht alle Weyrer katholisch geworden waren, beweist der Umstand, dass bis zum Jahre 1655 in der Totenmatrik noch Begräbnisse solcher angeführt sind, die heimlich im protestantischen Glauben verharrt waren, auf dem Totenbett sich dann offen zu ihrem Glauben bekannten und daher ohne Glockengeläut in einem Winkel des Friedhofes begraben wurden. Verschiedene Gründe, u. a. Kriegswirren, Teuerungen, Geldentwertung, führten im 17. Jh. dazu, dass es mit den Hammerwerken immer mehr bergab ging. Um den Verfall des Eisenwesens hintanzuhalten, wurde im Jahre 1625 die Innerberger Hauptgewerkschaft gegründet, eine Gesellschaft aller Eisen erzeugenden und verarbeitenden Betriebe. 1658 bestanden in Weyer und seiner nächsten Umgebung noch 59 Hämmer.

Ab 1649 war auch der Sitz des Oberverwalters der Gewerkschaft hier. 1746 standen von den 75 Innerberger Hämmern nur noch 8 in Weyer. Fehler in der Verwaltung und andere verhängnisvolle Maßnahmen führten langsam zum Ruin. Im Jahre 1881 übernahm den ganzen Innerberger Besitz die Alpine-Montan-Gesellschaft, die nur den Erzberg behielt, den sonstigen Grund-, Haus- und Waldbesitz aber veräußerte. Die Hammerwerke wurden teils abgetragen, teils zu Wohnungszwecken und industriellen Anlagen umgebaut. Nun aber noch einmal zurück ins 17.Jh. In der ersten Hälfte war wiederholt in der Umgebung die Pest aufgetreten. Schrecklich wütete sie 1629. 1644 war der Markt selbst verschont geblieben. Zum Dank und zur Erinnerung wurde am Eingang zum Marktplatz in der Stachlgasse eine Pestsäule aufgestellt. Noch 1679 wird in einer Vorschrift für die Wirte und Weineinkäufer bestimmt, dass diese sich 8 – 14 Tage nach ihrer Rückkehr in abgelegenen Orten aufzuhalten haben; wenn sie nicht nachweisen konnten, dass sie nicht an unsicheren Orten gewesen sind, mussten sie sogar 6 Wochen außerhalb des Marktes bleiben. Während der Jahre 1682, 1713 und 1715 waren an der Grenze des Landesgerichts eigene Kontagionswachen (kontagiös = ansteckend) aufgestellt, die dem Markt einiges kosteten. Im bayrisch-österr. Erbfolgekrieg gab es wiederholt Einquartierungen. Zuerst besetzten die Bayern den Markt, die berühmten Panduren unter Baron von Trenck vertrieben sie, quartierten sich aber dann selbst ein. Bis 1742 zogen über 60.000 Mann hier durch und verlangten teilweise Quartier und Verpflegung. Die Auslagen dafür wuchsen ins Ungeheure. Noch teurer kamen die Franzosen in den Napoleonischen Kriegen. Am ärgsten waren die Kontributionen, Plünderungen und Brandschatzungen im Jahre 1809. Ab dem Jahre 1814 betreuten Weltpriester die Pfarre Weyer. – 1787 war das Kloster Garsten von Josef II. aufgehoben worden. Letzter Abt war der gebürtige Weyrer P. Maurus Gordin. 1847 erfolgte eine neugotische Umgestaltung und Vergrößerung der Pfarrkirche; ein Querschiff und das Presbyterium wurden an das Langhaus angebaut. Die Einweihung der vergrößerten Kirche nahm am 2. Juli 1854 der Linzer Diözesanbischof Franz Rudigier vor. 

1842 besuchten Kaiser Ferdinand und seine Gemahlin Anna den Markt. Der Weyrer Lederermeister und Maler Josef Gabriel Frey hat dieses Ereignis in zwei Bildern festgehalten. Ein von Frey 1869 gemaltes Bild zeigt auch den Aufmarsch der von ihm selbst gegründeten Kindergarde. 1848 bildete sich in Weyer eine Nationalgarde, deren Kommandant Herr Eduard Dunkl, Kaufmann im Hause Marktplatz 2, war. 1849 wurde die öffentliche Straßenbeleuchtung mittels Petroleumlampen eingeführt. 1872 erhielt Weyer Anschluß an das Eisenbahnnetz durch die Erbauung des Kronprinz-Rudolf-Bahnflügels Amstetten-Kastenreith, der die Querverbindung zur 1868 eröffneten Strecke St. Valentin-Selzthal bildete. 1888 tauchte sogar ein Bahn-Projekt Weyer-Hollenstein auf. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts gab es ein besonders reges Vereinsleben (1873 Gründung der freiwilligen Feuerwehr, 1885 des Verschönerungsvereins, 1895 der Musikgesellschaft und des Kath. Arbeitervereins), und der Fremdenverkehr entwickelte sich in einem heute kaum vorstellbarem Ausmaß. Weyer war Nobe-Sommerfrische. Hier traf sich die Wiener Gesellschaft „von Hauptmann aufwärts, wie ein Kenner versichert“. 1877 wurde das 1. o.ö. Freischwimmbad in Weyer errichtet, 1885 die großartigen Kreuzberganlagen und die Promenade. Die Musikkapelle gab Konzerte in einem eigens am Marktplatz aufgestellten Musikpavillon. 1892 wurde ein 500-Jahr-Jubiläum zu Verleihung des Marktprivilegs (nicht belegt) groß begangen. Eine Festschrift wurde aufgelegt; voll Stolz wird über die Bewältigung der Probleme seit der Stillegung der Eisenwerke berichtet, und wie durch neue Unternehmen, durch Aufgeschlossenheit und richtiges Verständnis wieder Wohlstand eingekehrt ist. In der Saison 1900 verbrachten 350 Personen einen längeren Urlaub im Markt, gar manche fanden keine Quartiere mehr. Eine Zeitlang galt Weyer als der drittbedeutendste Fremdenverkehrsort Oberösterreichs. Durch die Initiative des Pfarrers Georg Baumgartner, der Landtags- und Reichstagsabgeordneter war, wurde Weyer auch Schnellzugstation. 1902 wurde die Marktwasserleitung eröffnet, 1908 die Kur- und Wasseranstalt in der Hollensteinerstraße, im selben Jahr wurde das Elektrizitätswerk gebaut. 

1925 errichtet die Kaufmannschaft Wiens das Sanatorium. Doch der Fremdenverkehr war durch die Verarmung der ehemaligen Gästegruppe nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr in Schwung zu bringen. Auch Industrie und Gewerbe erreichten nicht mehr die Kapazität von früher, bewirkt zum Teil auch durch die allgemeine Notlage der Zwischenkriegsjahre. Nach 1945 wurde mit neuer Tatkraft begonnen. Drei kleinere Industrieunternehmen und leistungsfähige handwerkliche Betriebe gaben einem großen Prozentsatz der Bevölkerung Arbeitsmöglichkeit, die anderen fahren als Pendler nach Steyr und Waidhofen. Auch der Fremdenverkehr sucht wieder Anschluss an seine touristische Tradition. Seit 1973 darf sich der Markt wieder Luftkurort nennen, steht aber mit 4.500 Gästeübernachtungen (1998) sicher noch im Anfangsstadium einer fremdenverkehrsmäßigen Entwicklung. Doch wird der Besucher dem zustimmen, was ein Oberösterreich-Führer über den Markt schreibt: „ Wenn man in unserer Zeit nach Weyer kommt, begegnet man einer Siedlung, die mit ihren Bewohnern für die Zukunft lebt: aufgeschlossen, dynamisch, vielleicht nicht so lautstark wie andere Orte, die oft noch schöner als zuvor der Asche entstiegen sind, doch mit jenem geschmeidigen, sanften Gefühl für das Dauern, das niemals verstimmt, sondern immer nur anzieht und beglückt. Wer das je – und sei’s nur für einen Nachmittag im Vorfrühling oder im Frühherbst und damit in Jahreszeiten, in denen Weyer am schönsten wirkt – genossen hat, muß diesen Markt wieder als „goldenes Märktl“ lieben.

Das Wappen der ehem. Gemeinde Weyer-Land

In Rot ein silberfarbiger, schräglinker Wellenbalken, belegt mit einem schwarzen Flößerhaken. Oben und unten aus dem Wellenbalken wachsend je ein silberfarbiger Blitz. Die Beschreibung der Gemeindefarben lautetet: "Grün-weiß-grün" in jeweils gleicher Breite. Das Wappenbild verweist auf die das Gemeindegebiet in einer Länge von zwanzig Kilometer durchfließenden Enns und symbolisiert die Nutzung ihres Wassers in alter und neuer Zeit: die einst bedeutende Flößerei und die beiden in der Gemeinde liegenden Kraftwerke Weyer und Schönau.

Wappen der ehemaligen Gemeinde Weyer-Land 

 Das Wappen des Marktes Weyer

Am 2. Mai 1564 verlieh Kaiser Ferdinand I. dem damals reichen Markt Wappen und Siegel. Die Original-Pergament-Urkunde mit der Unterschrift des Kaisers (das kaiserliche Siegel ist leider abgerissen) befindet sich im Marktarchiv. Das Wappen ist ein durch eine Waagrechte in 2 Hälften geteilter Schild. Die obere Hälfte besteht aus 3 Feldern, von denen das erste den steirischen Panther, das zweite das österreichische (babenbergische) Wappenschild, das dritte Halbmond und Stern zeigt. Der eifrige Forscher in der Lokalgeschichte Prof. G. Grüll deutet Panther und Bindenschild als aus dem Stiftswappen, Halbmond und Stern aus dem Konventwappen des Klosters Garsten entnommen. In der unteren Hälfte des Wappens ist ein Weiher und an seinem Ufer ein Biber dargestellt. Das auf der Außenseite des Weyrer Rathauses auf einen Holzschild gemalte Wappen mit Reihern, der grünen Linde und dem Fischotter mit dem Fisch im Maul entspricht nicht dem Original. In der Gemeindekanzlei der Marktgemeinde hängt ein von J. G. Frey gemaltes Wappenbild, das mit der Beschreibung im Wappenbrief übereinstimmt.

Wappen der Marktgemeinde Weyer